Die
Comicproduktion in Lateinamerika ist eine der größten
und vielfältigsten weltweit. Was aber macht das spezifische
Profil lateinamerikanischer Comics aus, wofür steht sequentielle
Kunst in Mexiko bis Chile, welche Rolle spielt sie etwa auch
in der spanischsprachigen Karibik? Ein Meilenstein der Entwicklungsgeschichten
des frühen lateinamerikanischen Comics findet sich in seinem
Verhältnis zur Nationenbildung. Doch findet der Boom des
graphischen Massenmediums des 20. Jahrhunderts hier schließlich
ebenso wie in den USA statt und besiegelt vor allem das Verhältnis
des Genre zum Markt. Bis sich, in der Zeit der sozialen Revolutionen,
eine einmalige Nutzung in der didaktischen und politischen Anwendung
findet. Gleichzeitig entwickeln historietas, cuadrinhos und
figuritas eine autonome ästhetische Wirkungskraft, als
sie sich im Fahrwasser der künstlerischen Avantgarden bewegen.
Heute reagieren die lateinamerikanischen Comicproduktionen auf
die neuen globalen Medien ebenso wie auf die neuen lokalen Transformationen.
Dieser
Band versammelt Beiträge eines im Oktober 2009 am Lateinamerika-Institut
der Freien Universität Berlin abgehalten internationalen
Symposiums, das die Landschaft des lateinamerikanischen Comics
von unterschiedlichen Warten aus beleuchtet hat. Zu lesen sind:
künstlerisch-essayistische Nahsichten (Juan Acevedo und
Titus Ackermann aus Lima und Berlin), Einsichten in die argentinische,
mexikanische und chilenische Comictheorie und -praxis, Ansichten
zur Produktion von Nation im Comic anhand prominenter Werke
aus Brasilien, Mexiko und Argentinien sowie zu medialen, kommerziellen
und politischen Faktoren und Horizonten nicht nur unter den
Giganten, sondern etwa auch in Guatemala oder Peru.
Und vieles andere mehr. Einflussreiche Schulen sowie wegweisende
Werke etwa Oesterhelds Eternauta und ihre Autor/innen
werden ebenso in Augenschein genommen wie die vielfachen Kontexte
und Schlüsselfaktoren, die die lateinamerikanische Comicwelt
auf unvergleichliche Weise prägen.
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